Die gesundheitlichen Wirkungen von geruchs- und geschmacksaktiven Lebensmittelinhaltsstoffen geraten mehr und mehr in den Fokus des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses. Einige Humanstudien weisen bereits auf die positiven Wirkungen von Geruchs-, Geschmacks- und Scharfstoffen hin. Sie zeigen, wie beispielsweise bitter schmeckende Pflanzenstoffe beim Menschen entzündungshemmende Wirkungen entfalten. Desgleichen wirken Bitterstoffe wie Koffein oder die scharfen Bestandteile von Chilipfeffer nachweislich auf die Verdauung und beeinflussen ebenso wie Zucker unser Sättigungsgefühl.
Gesundheitsfördernde Wirkung von Aromastoffen verstehen
Die Arbeitsgruppe um Frau Prof. Veronika Somoza untersucht die noch weitgehend unbekannten molekularen Mechanismen, die solchen Befunden zugrunde liegen. Sie erforscht in diesem Zusammenhang auch die Funktionen von Geschmacksrezeptoren. Wie neue Studien belegen, sind beispielsweise Bitter- und Süßrezeptoren nicht nur im Mundraum lokalisiert. Sie finden sich auch im Magen-Darmtrakt oder in den Atemwegen, mit denen wir nicht im eigentlichen Sinne „schmecken“. Ebenso lassen sich Rezeptoren für Scharfstoffe nicht nur in der Haut und Schleimhaut, sondern auch auf Blutzellen des Immunsystems nachweisen. Daher stellt sich die Frage, ob die noch wenig erforschten Funktionen der extraoralen Rezeptoren zumindest einen Teil der gesundheitlichen Effekte erklären.
„In Weihenstephan arbeiten wir daran, die möglichen gesundheitsfördernden Wirkungen von aroma- und geschmacksaktiven Lebensmittelinhaltsstoffen sowie die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen zu entschlüsseln“, sagt Prof. Veronika Somoza. „Hierzu kombinieren wir chemisch-analytische Hochleistungstechnologien mit neuesten biochemischen, molekularbiologischen und bioinformatischen Methoden.
Bitter- und Scharfstoffe helfen dem Immunsystem
Der Vortrag gibt Einblick in die spannende molekulare Welt der chemischen Sinne. Frau Prof. Veronika Somoza stellt aktuelle Studienergebnisse vor, die zeigen, dass Geschmacks- und Scharfstoffrezeptoren über Funktionen verfügen, die weit über die geschmackliche Wahrnehmung von Lebensmitteln hinausgehen. Zudem geht sie den Fragen nach, ob Bitter- oder Scharfstoffe helfen können, das Körpergewicht zu regulieren oder das Immunsystem positiv zu beeinflussen. Wer wissen will, warum Traubenzucker (Glucose) und Haushaltszucker (Saccharose) unterschiedlich auf die Energieaufnahme wirken und welche Rolle der Süßgeschmacks-Rezeptor dabei spielt, erhält ebenfalls Antworten.
Nach dem Vortrag sind alle Interessierten eingeladen, ihre Fragen an Frau Prof. Veronika Somoza zu stellen. Moderiert wird die Veranstaltung von TUM-Professorin Sara Leonhardt.
Über die Referentin:
Frau Prof. Somoza beschäftigt sich mit der Isolation und Charakterisierung sowie der Bioaktivität und Bioverfügbarkeit von Lebensmittelinhaltsstoffen. Sie erforscht wie deren komplexe Netzwerke die sensorische Qualität von Lebensmitteln bestimmen und unsere Körperfunktionen beeinflussen. Hierzu verfolgt sie mit ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den noch jungen interdisziplinären Forschungsansatz einer Lebensmittel-Systembiologie.
Nach dem Studium der Ökotrophologie in an der Justus-Liebig-Universität Gießen promovierte Frau Prof. Somoza an der Universität Wien. 1996 übernahm sie eine Assistenzprofessur am Institut für Lebensmittelwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Nach einem Forschungsaufenthalt im Jahr 2001 an der University of South Carolina, Columbia, USA, habilitierte sich Frau Prof. Somoza 2002 und erhielt in Kiel die venia legendi für das Fachgebiet „Humane Ernährung und Lebensmittelwissenschaften“. 2003 wechselte sie an die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, an der sie bis 2007 als Vizedirektorin tätig war, und erhielt die venia docendi für „Lebensmittelwissenschaften“ von der Technischen Universität München, Fakultät für Chemie. Von 2007 bis 2009 führte sie ihre Forschungsarbeiten als Associate Professor am Department of Food Science der University of Wisconsin/Madison, USA, fort. 2009 folgte sie einem Ruf der Universität Wien, an der sie von 2009 bis 2011 als Professorin und Vorständin die Forschungsplattform „Molekulare Lebensmittelwissenschaften“ leitete. 2011 bis 2019 war sie dort Vorständin des Instituts für Physiologische Chemie, wobei sie zudem das dort angesiedelte „Christian-Doppler-Labor für Bioaktive Aromastoffe“ leitete.
Im November 2019 wurde Prof. Somoza an die TUM berufen, wo sie eine Professur und den Lehrstuhl Nutritional Systems Biology innehat und Mitglied des ZIEL - Institute for Food & Health ist. Ebenso leitet sie seitdem als Direktorin das Freisinger Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der TUM und ist darüber hinaus als stellvertretende Vorständin des Instituts für Physiologische Chemie an der Universität Wien tätig.
Über die Reihe:
Die Vortragsreihe „TUM@Freising – Wissenschaft erklärt für ALLE“ wird von der Technischen Universität München gemeinsam mit der Stadt Freising organisiert. In regelmäßigen Abständen stellt die TUM School of Life Sciences ihre Forschung in Form eines für Laien interessanten Vortrags vor. Eine anschließende Diskussion mit dem Publikum ist nach jedem Vortrag ausdrücklich erwünscht. Die Vortragsreihe soll den Freisinger Bürger:innen einen direkten Zugang zur wissenschaftlichen Arbeit am Campus Weihenstephan ermöglichen und bietet den Wissenschaftler:innen öffentlichen Input für ihre Forschungsarbeiten.
Redaktion:
Dr. Gisela Olias
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der TUM
g.olias.leibniz-lsb(at)tum.de
Susanne Neumann
TUM School of Life Sciences
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Veronika Somoza
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der TUM
Lehrstuhl für Nutritional Systems Biology
Tel. +49 8161 71 2700
v.somoza.leibniz-lsb(at)tum.de