Das Verhältnis zu Wildtieren ist in der Gesellschaft gespalten: für die einen sind sie schützenwert, für andere stellen sie eine Bedrohung dar. „Hintergrund für beide Reaktionen sind häufig Unwissenheit über Wildarten und ihre Lebensansprüche sowie eine „Vermenschlichung“ von Tieren gepaart mit einer Gleichsetzung von Haus- und Wildtieren“, sagt König, Professor der Technischen Universität München am Standort Freising-Weihenstephan.
„Gerade vermeintliche, selten reale Bedrohungen in Form von Angriffen auf Menschen oder Haustiere sowie der Übertragung von Krankheiten (Zoonosen) oder durch Verursachung von Schäden führen zu starken Emotionen und Forderungen“, so König. Zudem würden zum Teil selbst weitverbreitete Tierarten, wie beispielsweise Rehe, durch den Eingriff des Menschen in die Natur als gefährdet angesehen. So sei beispielsweise die Gams auf die Vorwarnliste der Roten Liste in Deutschland aufgenommen worden, mit dem Argument, dass zu viele Menschen in den Bergen die Gams stressen und der Klimawandel ihren Lebensraum verändert.
Forschung zu Lebensweisen der Wildtiere und Anpassungen an den Klimawandel
Ziel eines Wildtiermanagements ist, diese verschiedenen Einstellungen, Ansprüche und Forderungen der verschiedenen gesellschaftlichen Interessensgruppen zu Wildtieren und der Wildtiere selbst so abzustimmen, dass alle mit den Wildtieren und die Wildtiere selbst artgerecht leben können. Grundlage hierfür ist die wildbiologische Forschung. Die Forschungsergebnisse zu Fähigkeiten und Lebensweisen der Wildtiere helfen dabei, Managementkonzepte für ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben von Mensch und Tier zu erarbeiten.
Professor König geht in seinem Vortrag auf die Definition von Wildtieren und dem Wesen des Wildtiermanagements ein. Beispielhaft stellt er einige Einflüsse der Lebensräume sowie des Klimawandels auf die Wildtiere und ihre Anpassung an diese unterschiedlichen Gegebenheiten und Lebensräume vor. Abschließend erläutert er Grundsätze im Umgang mit Wildtieren.
Über den Referenten
Das Spektrum der Forschungsthemen von Prof. Andreas König reicht von der wildbiologischen Grundlagenforschung an Wildtieren bis hin zu Managementkonzepten zur Lösung von Mensch-Wildtier-Konflikten. Aktuelle Schwerpunkte sind die Ernährung und Energieversorgung von Reh und Gams einschließlich der Analyse des Pansenmikrobioms, Zusammenhänge zwischen der Ernährung und Reproduktion, Anpassung der Reproduktion und Ernährung an Veränderungen des Klimawandels sowie Parasiten und Pathogene bei Fuchs, Reh, Gams und Rotwild wie Bandwürmer, Leberegel, Lungenwürmer oder Tuberkulose. Schwerpunkt im Bereich des Wildtiermanagements sind aktuell Modellierungen von Populationen und deren Veränderungen durch jagdliche Eingriffe sowie Ansätze zur Erfassung von Populationsgrößen.
Prof. König studierte Forstwissenschaften in Göttingen und München. In seiner Promotion befasste er sich an der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft mit den Sturmschäden von Vivian und Wibke 1990 in Bayern und schrieb seine Habilitation über Strategien zur Lösung von Mensch-Wildtier-Konflikten. Seit 2006 leitet er die Arbeitsgruppe Wildbiologie und Wildtiermanagement an der Technischen Universität München.
Redaktion:
Susanne Neumann
TUM School of Life Sciences
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kontakt:
Prof. Dr. Andreas König
TUM School of Life Sciences
Arbeitsgruppe Wildbiologie und Wildtiermanagement
a.koenig(at)tum.de