Der Kommission gehören zehn VetreterInnen landwirtschaftlicher Verbände, acht VertreterInnen von Industrie- und VerbraucherInnenorganisationen, sieben Personen aus dem Bereich Umwelt und Tierschutz sowie sechs WissenschaftlerInnen aus den Bereichen Landwirtschaft und Umwelt an.
Ziel der gemeinschaftlichen Beratungen war es, Tierwohl, Biodiversität, Klima- und Umweltschutz mit Ertragssicherung und ökonomischer Tragfähigkeit zu verbinden. Somit soll die Zukunftskommission einen Beitrag leisten, ökologisch, ökonomisch und sozial tragfähige Landwirtschaft in Deutschland zu ermöglichen, die von der Gesellschaft im Spannungsfeld steigender Erwartungen und hohen Preisbewusstseins akzeptiert wird.
„Es war bei der Einrichtung der Zukunftskommission vor einem Jahr völlig offen, ob sich die beteiligten Verbände auf das Ziel eines schnellen und umfassenden Transformationsprozesses des gesamten Landwirtschafts- und Ernährungssystems verständigen können“, konstatiert der Frankfurter Naturschutzprofessor Manfred Niekisch, „Doch nun kommt es darauf an, dass die nötigen Schritte und Instrumente seitens der beteiligten Interessengruppen und durch die Politik auch entwickelt und umgesetzt werden.“
Damit das umfassende Programm umgesetzt werden kann, werden die BürgerInnen als SteuerzahlerInnen und VerbraucherInnen in den kommenden Jahren schätzungsweise rund fünf bis acht Milliarden Euro pro Jahr mehr aufbringen müssen, wobei sich der Betrag bei der geplanten Umwandlung der EU-Direktzahlungen in die Honorierung öffentlicher Leistungen schrittweise verringern wird. Die Hälfte dieses Mittelbedarfs wird für ein verbessertes Tierwohl, die andere Hälfte für einen verbesserten Schutz von Biodiversität, Natur und Klima benötigt. Das sind anfänglich bis zu 100 Euro im Jahr für jede/n Bürger/in. „Den meisten Menschen sind Tierwohl und eine intakte Natur diese Summe auch wert,“ so Prof. Achim Spiller von der Universität Göttingen. Einkommensschwache Haushalte werden allerdings, zum Beispiel durch eine Erhöhung von Hartz IV-Sätzen oder direkte Transfers, dafür kompensiert werden müssen.
Nach harten Verhandlungen hat schließlich auch die landwirtschaftliche Verhandlungsseite mitgetragen, dass die klassischen EU-Subventionen für die Landwirtschaft, die pro Hektar ausgezahlten sog. Direktzahlungen, keine Zukunft mehr haben und innerhalb der nächsten beiden Perioden der EU-Agrarpolitik vollständig umgebaut werden müssen. An die Stelle der Direktzahlungen sollen betriebswirtschaftlich attraktive Zahlungen für Umwelt- und Tierschutzleistungen der Landwirtschaft treten. Diese Empfehlung der ZKL ist aus Sicht der WissenschaftlerInnen wegweisend, weil sie den LandwirtInnen neue Geschäftsmodelle ermöglicht und sie wirtschaftlich absichern kann.
Die Zukunftskommission war nach Meinung der WissenschaftlerInnen ein gelungenes Experiment und belegt den Wert solcher Dialogprozesse mit umfassender Stakeholderbeteiligung. „Für die Verständigung auf einen gemeinsamen Weg zur Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit können solche Dialogprozesse auf allen politischen Ebenen, vom Bundestag bis zu lokalen Konflikten zum Beispiel bei Stallbauten oder Veränderungen des Landschaftsbildes durch Gewächshäuser oder Hagelnetze, einen wichtigen Beitrag leisten“, beurteilte TUM-Professorin Vera Bitsch.
Mehr Informationen:
- Weitere Infos zur Zukunftskommission Landwirtschaft finden sie auf Webseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
- Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft:www.bmu.de/DL2763
- Informationen zu Lebenslauf und Forschungsprojekten von Prof. Dr. Dr. h.c. Vera Bitsch
Redaktion:
Susanne Neumann
TUM School of Life Sciences
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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