Pflanzen bilden die Ernährungsgrundlage für praktisch alles Leben auf der Erde. Proteinreiche Lebensmittel aus Nutzpflanzen sind für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und die Bekämpfung des Klimawandels unerlässlich. „Während die Genome von Nutzpflanzen zunehmend aufgeklärt werden, ist nur wenig über die Proteome dieser Pflanzen bekannt. Proteome sind die Gesamtheit der Pflanzenproteine, die nahezu jeden Aspekt des Lebens ausführen und steuern“, erklärt Bernhard Küster, Professor für Proteomik und Bioanalytik an der TUM School of Life Sciences, und Leiter des Doktorandenkollegs.
Untersuchung der 100 wichtigsten Nutzpflanzen für die menschliche Ernährung
Das übergeordnete wissenschaftliche Ziel des Internationalen Doktorandenkollegs „The Proteomes that feed the world“ ist daher die Kartierung der Proteome der 100 weltweit wichtigsten Nutzpflanzen. Darüber hinaus werden sich die Promovierenden beispielsweise mit der Verbesserung des Ertrags und mit den Wechselwirkungen der Pflanzen mit Insekten, Mikroben, Boden und Klima befassen. Außerdem soll untersucht werden, wie die Proteome von Kulturpflanzen auf Stressoren, wie Krankheitserreger und Schädlinge, reagieren und wie sie mit Hitze und Trockenheit umgehen, die durch den Klimawandel verstärkt werden.
Aufbau eines internationalen Netzwerks
Die zukünftigen Promovierenden des Internationalen Doktorandenkollegs „The Proteoms that feed the world“ sollen eine umfassende Ausbildung in Forschung, Management und Kommunikation an der TUM erhalten. „Mit unseren Internationalen Doktorandenkollegs eröffnen wir den bayerischen Hochschulen die Chance, ungewöhnliche und experimentelle Formate in der Graduiertenausbildung zu verwirklichen“, beschreibt der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler diese besondere Begabtenförderung des Freistaats.
Die Internationalität spielt dabei eine große Rolle. Über die Hälfte der Promovierenden sollen aus dem Ausland rekrutiert werden und ein dreimonatiger Aufenthalt der Doktorandinnen und Doktoranden an einer der internationalen Partnerstandorte ist integraler Teil des Ausbildungsprogramms an der TUM. Um das Pflanzenmaterial für die 100 wichtigsten Nutzpflanzen zu erhalten, kooperiert die TUM weltweit mit Partnern an Universitäten und aus der Industrie – das Netzwerk erstreckt sich auf Länder aus allen Kontinenten, darunter beispielsweise, die USA, Iran, Saudi-Arabien, Malaysia, China und Australien.
„So soll das Doktorandenkolleg auch die Entstehung einer globalen Gemeinschaft von Forschenden stärken, die sich auf die Pflanzenforschung konzentrieren“, ergänzt Prof. Brigitte Poppenberger, Professorin für Biotechnologie gartenbaulicher Kulturen an der TUM School of Life Sciences, die gemeinsam mit Prof. Küster das Doktorandenkolleg leitet.
Hervorragende Bedingungen für interdisziplinäre Forschung
An der TUM School of Life Sciences werden die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Tier, Pflanze, Mikroorganismen, Boden und Umwelt erforscht. Die Forschung findet oft auf einer breiten Skala von Molekülen über Zellen bis hin zu Organismen und Ökosystemen statt – beispielsweise bei der Erforschung proteinreicher pflanzlicher Lebensmittel als Alternative zu tierischen Proteinquellen.
„Für Forschung auf höchstem Niveau ist die Technische Universität München am Standort Freising-Weihenstephan bestens ausgerüstet“, so Prof. Küster. Forscherinnen und Forscher können beispielsweise auf die umfangreichen Gewächshaus- und Klimakammerkapazitäten des Pflanzenforschungszentrums zurückgreifen. Zudem verfügt die TUM mit dem Lehrstuhl für Proteomik und Bioanalytik sowie dem Zentrum für Biomolekulare Massenspektrometrie (BayBioMS) über eine der leistungsstärksten Proteomik-Technologieplattformen der Welt. In Freising wurde bereits eine Hochleistungsdatenbank entwickelt, die eine Echtzeit-Datenanalyse von sehr großen Mengen an proteomischen, transkriptomischen und phänotypischen Daten ermöglicht.
Weitere Informationen:
Das Elitenetzwerk Bayern fördert ab 2022 für zunächst vier Jahre vier neue Internationale Doktorandenkollegs. Zusätzlich zu dem neuen Kolleg an der TUM werden auch Kollegs an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), der Universität Regensburg und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) gefördert. Das Gesamtfördervolumen der vier neuen Kollegs beträgt 12,5 Millionen Euro in der ersten Phase. Nach einer vierjährigen Förderdauer besteht die die Option auf eine zweite Förderphase. Die Auswahl der geförderten Projekte basiert auf einer Empfehlung der hochkarätig besetzten internationalen Expertenkommission des Elitenetzwerks Bayern unter dem Vorsitz des ehemaligen Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Prof. Peter Strohschneider.
Über das Elitenetzwerk:
Das Elitenetzwerk Bayern ist eine Initiative des Freistaats Bayern zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Es unterstützt herausragende Nachwuchstalente vom Abitur bis hin zur Postdoc-Phase mit attraktiven und aufeinander abgestimmten Förderprogrammen.Die Internationalen Doktorandenkollegs ermöglichen eine Promotion auf internationalem Spitzenniveau.
Redaktion:
Susanne Neumann
TUM School of Life Sciences
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Bernhard Küster
TUM School of Life Sciences
Lehrstuhl für Proteomik und Bioanalytik
Tel. +49 8161 71 5697
kuester(at)tum.de