Ludwig Reiner wurde in Riedlhütte im Bayerischen Wald geboren. Nach der landwirtschaftlichen Ausbildung und dem Besuch landwirtschaftlicher Fachschulen studierte Ludwig Reiner Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim und der TU München/Weihenstephan. Im Jahre 1965 wurde er mit der Entwicklung eines neuen Laborverfahrens zur Ermittlung der Brauqualität von Gerste promoviert.
Elektronische Datenverarbeitung im Agrarbereich
Von 1965 bis 1969 war er als Assistent am Institut für Pflanzenbau der Universität Bonn tätig. Als begeisterter Nutzer des Rechenzentrums erwarb er sich die Grundlagen für seine Kenntnisse und Fähigkeiten in der elektronischen Datenverarbeitung; das Fachgebiet Informatik gab es damals noch nicht. Er erkannte früh das Potential dieser neuen Technik für den Agrarbereich. Unter anderem entwickelte er in Bonn umfangreiche FORTRAN-Programme zur Auswertung der pflanzenbaulichen Landessortenversuche, die mehr als zwei Jahrzehnte in der deutschen Versuchsberichterstattung eingesetzt wurden.
Im Jahr 1969 kehrte Ludwig Reiner nach Weihenstephan zurück, habilitierte sich im Fach Pflanzenbau und wurde 1977 zum Professor ernannt. Er legte mit der Gründung der Lehreinheit Ackerbau und Versuchswesen, später folgerichtig in Lehreinheit Ackerbau und Informatik im Pflanzenbau umbenannt, das Fundament für die erfolgreiche Schule der Weihenstephaner Agrarinformatiker.
Forschung für eine umweltschonende Landwirtschaft
Ab Mitte der 1970er Jahre entwickelte Ludwig Reiner mit seinem Team das pflanzenbauliche Informationssystem (ISPLANZ) mit Feldversuchsdaten aus dem gesamten Bundesgebiet für unterschiedliche landwirtschaftliche Kulturarten. In zahlreichen Diplom- und Doktorarbeiten wurden diese Daten für wissenschaftliche Untersuchungen genutzt. Der Wissenstransfer von ISPFLANZ in Beratung und Praxis wurde durch eine im DLG-Verlag erschienene Buchreihe ermöglicht. Die Arbeitsgruppe beschäftigte sich auch intensiv mit Prognosemodellen im Pflanzenschutz, dem Weizen Wachstumsmodell CERES und wissensbasierten Systemen für eine umweltschonende Landwirtschaft.
Bereits zu Beginn der 1980er Jahre wurde der EDV-Düngeplan in Beratung und Praxis eingeführt. Die Idee, den EDV-Düngeplan an ein Labor anzubinden, führte zur Gründung des sehr erfolgreichen Unternehmens AGROLAB und von PC Agrar (heute als FarmFacts eine erfolgreiche Tochterfirma der BayWa).
Gründung der Gesellschaft für Informatik in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft
Ludwig Reiner hat als Autor, Mitautor und Herausgeber zahlreiche Publikationen verfasst oder maßgeblich an ihrer Erstellung mitgewirkt. An seiner Forschungs- und Lehreinheit in Weihenstephan sind mehr als 100 Diplomarbeiten, 34 Promotionen und zwei Habilitationen betreut worden.
Ein weiterer Höhepunkt in Ludwig Reiners Berufsleben ist die Gesellschaft für Informatik in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (GIL), die er 1980 gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Mitstreitern gründete. Im Jahr 2020 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Redaktion:
Susanne Neumann
TUM School of Life Sciences
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. em. Dr. Anton Mangstl
Tel. +49 163 4810 037
contact(at)anton-mangstl.de