Das damalige Königreich Bayern ließ ab 1861 ein Versuchsflächennetz in den bayerischen Wäldern anlegen, um das Wachstum und den Ertrag der Wälder zu erforschen. Die älteste, noch bis heute bestehende Versuchsparzelle wird seit 1871 betrieben – eine Buchenfläche im Spessart.
Diese Forschung lieferte immer wieder praxisrelevante Erkenntnisse über das Wachstum der Wälder. So konnten beispielsweise wichtige Zusammenhänge zwischen der Bestandsdichte und dem Holzzuwachs beschrieben werden.
Forschung zum Waldwachstum von Mischwäldern im Klimawandel
In früheren Zeiten spielte die Fichte eine wichtige Rolle in der Forstwirtschaft in Bayern, auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets. Doch im Klimawandel hat es die Fichte wegen des Borkenkäfers zunehmend schwer und kann Stürmen schlecht Stand halten.
In den letzten Jahren wurde das Netz vor allem um Versuchsflächen mit Mischwaldbeständen ergänzt, aus denen sich wichtige Erkenntnisse zum Wachstum von Mischwäldern im Klimawandel gewinnen lassen. Derzeit umfasst das Flächennetz bayernweit 350 ha, aufgeteilt in 157 unterschiedliche Versuchsstandorte mit knapp 1400 Parzellen.
LWF und TUM führen forstliches Versuchsflächennetz gemeinsam weiter
Für die Waldforschung an den Versuchsflächen war die Forstliche Versuchsanstalt – der historische Vorläufer der LWF – von Beginn an gemeinsam mit der Universität verantwortlich. Prof. Hans Pretzsch, langjähriger Lehrstuhlinhaber für Waldwachstumskunde an der TUM, ist mittlerweile emeritiert.
Nun haben Richard Peters, Professor für Tree Growth and Wood Physiology an der TUM, und der LWF-Präsident Dr. Peter Pröbstle mit einer Vereinbarung den Willen beider Institutionen zur weiteren, dauerhaften Zusammenarbeit bekräftigt.
Die TUM School of Life Sciences beteiligt sich wie bisher an der gemeinsamen Projektgruppe und erhält weiterhin den uneingeschränkten Zugriff auf die ermittelten Forschungsdaten. Beide Institutionen stellen für die Arbeiten dauerhaft ausreichend Personal zur Verfügung.
Dr. Peter Pröbstles und Prof. Richard Peters‘ Ausblick auf die Waldwachstumsforschung
„Ich bin mir sicher, dass es uns mit dieser neuen Vereinbarung gelingen wird, das weltweit in dieser Form einzigartige langfristige Versuchsflächennetz zu sichern und weiterzuentwickeln. Denn für den Waldumbau im Klimawandel benötigen wir verlässliche Erkenntnisse zum Waldwachstum“, so LWF-Präsident Pröbstle.
„Ich betrachte diese Zusammenarbeit als Chance, die einzigartigen Stärken beider Institutionen zu bündeln, Kontinuität und eine hochwertige Datenerhebung zu gewährleisten“, erklärt Richard Peters, Professor für Tree Growth and Wood Physiology an der TUM School of Life Sciences in Weihenstephan.
Prof. Peters setzt Dendrometer ein, um das Wachstum der Bäume zu messen: „Bäume leben Jahrhunderte lang, und um sie wirklich zu verstehen, benötigen wir Langzeitdaten. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es uns, unsere hochauflösenden Sensortechnologien in diese Perspektive einzubetten und damit den Weg für ein Waldmonitoring der nächsten Generation zu ebnen, die etablierte Aufzeichnungen mit neuen Erkenntnissen kombiniert.“