Mit dem m4-Preisgeld will das TUM/LMU-Forscherteam peptidische Chemokinrezeptor-Mimetika als eine neue und effektive Wirkstoffklasse zur Inhibierung von bestimmten Eiweißstoffen, aus der Molekülklasse der sogenannten Chemokine, für den pharmazeutischen Markt der atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankungen entwickeln.
Atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen stellen nach wie vor die weltweit die häufigste Todesursache dar. Die Atherosklerose, im Volksmund auch häufig Gefäßverkalkung genannt, ist eine chronische Entzündungskrankheit der Arterien und die Hauptursache für Herzinfarkt und Schlaganfall. Trotz großer medizinischer Fortschritte bleibt das Entzündungsrisiko bei ansonsten mit Lipidsenkern eingestellten Patienten oft ein großes Problem. Da bisherige anti-entzündliche Therapieansätze Nachteile und teilweise erhebliche Nebenwirkungen aufweisen, ist es wichtig, neue Molekülkonzepte zu entwickeln. Chemokine sind wichtige Stellschrauben im atherosklerotischen Entzündungsgeschehen und stellen somit solch eine Molekülklasse dar.
Das m4-Award-Konzept des TUM/LMU-Forscherteams, das aus Prof. Bernhagen, Prof. Kapurniotu und ihren Mitarbeitern Markus Brandhofer (LMU) und Christos Kontos (TUM) besteht, baut auf langjährigen Vorarbeiten der Wissenschaftler im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs SFB1123 auf.
So konnten sie kürzlich als proof-of-principle mittels biochemisch-biophysikalischer Methoden sowie in experimentellen Atherosklerosemodellen in vitro und in vivo zeigen, dass aus Chemokinrezeptoren abgeleitete synthetische Peptide selektiv an bestimmte Chemokine binden und deren atheroskleroseverursachenden Wirkungen inhibieren (Kontos, El Bounkari, Krammer et al, Nat Comm (2020); https://www.nature.com/articles/s41467-020-19764-z).
Im m4-Projekt soll die Zusammenarbeit nun ausgeweitet werden, die molekularen Prototypen umfassend präklinisch validiert werden und ein entsprechendes Start-up-Konzept entwickelt werden. Prof. Kapurniotu betont, „dass es auf dem pharmazeutischen Atherosklerose-Markt bisher vor allem Antikörper und niedermolekulare Inhibitoren gibt, kaum aber peptidische Wirkstoffe. Da Peptide, wie z.B. auch die Vielzahl an zugelassenen anti-diabetischen Wirkstoffen zeigt, im Vergleich zu den anderen Wirkstoffklassen eine Reihe von Vorteilen haben könnten, bietet das m4-Projekt nun eine ausgezeichnete Chance, die präklinische Validierung der peptidischen Chemokinrezeptor-Mimetika für Anwendungen im kardiovaskulären Bereich voranzutreiben.
Prof. Bernhagen ergänzt, dass „die komplexen und redundanten Rezeptor- und Signalwege bei Chemokinen hier bisher ein Problem darstellen und die Entwicklung neuer selektiver Ansätze wichtig ist.“ Fernziel ist die Entwicklung effektiver und kostengünstiger peptidischer Wirkstoffe für kardiovaskuläre Patientengruppen, für die es bisher keine therapeutische Lösung gibt.
Mehr Informationen:
An drei der insgesamt fünf mit dem m4-Award ausgezeichneten Teams sind Forschende der Technischen Universität München (TUM) beteiligt. Informationen zu den weiteren Projekten finden Sie hier.
Über den Preis:
Mit dem 2011 von BioM, der Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in München und Bayern, initiierten m4 Award fördert der Freistaat Bayern innovative Produkte, Technologien oder Dienstleistungen junger Unternehmen, welche die Weiterentwicklung der Medizin der Zukunft entscheidend vorantreiben. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben, in den bislang fünf Ausschreibungsrunden wurden insgesamt 25 Forschungsprojekte ausgezeichnet.
TUM Venture Labs:
Jedes Jahr werden an der TUM 70 bis 80 technologieorientierte Unternehmen gegründet.
Die TUM Venture Labs bieten Gründungsteams aus bedeutenden Wissenschaftsfeldern ein ganzes Ökosystem in unmittelbarer Anbindung an die Forschung. Bis zu 30 Teams können Büros im TUM Incubator nutzen, um sich auf den Start ihres Unternehmens vorzubereiten. UnternehmerTUM investiert mit einem eigenen Venture Capital Fonds in vielversprechende Technologieunternehmen und bietet mit dem MakerSpace eine 1.500 Quadratmeter große Hightech-Werkstatt für den Prototypenbau. Diese Förderung ist laut „Gründungsradar“ die beste an den großen deutschen Hochschulen.
Redaktion:
Susanne Neumann
TUM School of Life Sciences
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Aphrodite Kapurniotu
TUM School of Life Sciences
Professur für Peptidbiochemie
Tel. +49 8161 71 3542
akapurniotu(at)tum.de