Trotz wiederholter politischer Absichtserklärungen zur Reduktion der Tropenwaldverluste bis 2020 lassen Satellitenmessungen kaum Änderungen im Waldrückgang erkennen. Im Gegenteil, eher steigende Trends sind sichtbar. Zu stark erscheinen die wirtschaftlichen Anreize zur Entwaldung. Profite aus Viehhaltung auf Weiden oder Futtermittelanbau, Soja in Brasilien, Zuckerrohr im Kongo oder Palmöl in Indonesien sind dem, was tropische Landnutzende im erhaltenen Tropenwald erzielen können, bei weitem überlegen. Hinzu kommen politische Wahlversprechen über zusätzliche Entwaldungserlaubnisse, soziale Konflikte und Klimaphänomene wie El Nino mit vermehrten Waldbränden. Schwer messbar ist häufig, ob politische Maßnahmen zum Schutz des Tropenwaldes überhaupt einen Effekt hatten.
Nach mehr als fünfzehn Jahren Forschung zur tropischen Landnutzung wird Prof. Thomas Knoke in seinem Vortrag sowohl die Probleme der Tropenwaldverluste, als auch deren indirekten Einfluss auf die heimische Forstwirtschaft aufzeigen. Dabei geht es auch darum, wie wir alle unseren Beitrag zum Schutz des Tropenwaldes leisten können.
„Der Landnutzungssektor trägt mit seinen Entwaldungsaktivitäten und der nicht nachhaltigen landwirtschaftlichen Ökosystemnutzung 24% der jährlichen Treibhausgasemissionen bei“, erklärt TUM-Professor Knoke. Der so angeheizte Klimawandel schadet auch der heimischen Forstwirtschaft und müsse dringend korrigiert werden. „Neben weniger Fleischkonsum, Reduktion von Lebensmittelverschwendung und heimischen Produkten auf dem Speiseplan jedes Einzelnen, müssen neue Verfahren zur nachhaltigen Landnutzung sowie zur Messung und Bewertung von Waldverlusten entwickelt werden.“
Andauernd hohe Rodung von Tropenwald bildet nach wie vor eines der wichtigsten Probleme des globalen Wandels. Neben den fatalen Auswirkungen für das Klima sind hierdurch zahlreiche Arten schon ausgestorben oder bedroht, aber auch die lokale Bevölkerung verliert bei fortschreitender Entwaldung und möglicher Versteppung ganzer Landschaften langfristig ihre Lebensgrundlagen. Im Rahmen seines Vortrags erklärt Prof. Knoke, was man hier tun kann, um nicht nur die tropischen Regenwälder, sondern auch das Klima und damit ein Stück weit die heimische Forstwirtschaft zu schützen.
Vortragstermin: Dienstag, 24. September 2024, 19:00 Uhr
Nach dem Vortrag sind alle Interessierten eingeladen, ihre Fragen an den Referenten zu stellen. Moderiert wird die Veranstaltung von TUM Professor Peter Annighöfer.
Über den Referenten:
Prof. Dr. Thomas Knoke
Nach dem Studium der Forstwissenschaft promovierte Prof. Knoke 1998 an der LMU München und habilitierte 2003 an der Technischen Universität München. Seine Ausbildung und die späteren Forschungstätigkeiten führten ihn nach Südafrika an das „Institute for Commercial Forestry Research“, nach Chile an das „Instituto Forestal“, nach Ecuador und an die „Chinese Academy of Forestry“.
2005 wurde Thomas Knoke auf die Professur für Waldinventur und nachhaltige Nutzung an der TUM School of Life Sciences in Freising berufen. Zuvor hatte er dieses Fachgebiet vertretungsweise geleitet.
Neben gerichtlichen Gutachtertätigkeiten runden die Leitung des Universitätswaldes der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie die Beratung von Waldbesitzern das Tätigkeitsfeld von Prof. Knoke ab.
Über die Reihe:
Die Vortragsreihe „TUM@Freising – Wissenschaft erklärt für ALLE“ wird von der Technischen Universität München gemeinsam mit der Stadt Freising organisiert. In regelmäßigen Abständen stellt die TUM School of Life Sciences ihre Forschung in Form eines für Laien interessanten Vortrags vor. Eine anschließende Diskussion mit dem Publikum ist nach jedem Vortrag ausdrücklich erwünscht. Die Vortragsreihe soll den Freisinger Bürger*Innen einen direkten Zugang zur wissenschaftlichen Arbeit am Campus Weihenstephan ermöglichen und bietet den Wissenschaftler*Innen öffentlichen Input für ihre Forschungsarbeiten.
Mehr Informationen:
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter https://www.ls.tum.de/ls/presse/tumfreising/
Copyright Fotos:
Thomas Knoke