Seine Arbeit erfordert einen interdisziplinären Ansatz, der Waldökologie, Forstwirtschaft, Dendrochronologie, Walddynamik, Holzforschung und Ökophysiologie integriert. Die Dendrochronologie, also die Wissenschaft, Bäume durch die Untersuchung ihrer Jahresringe zu datieren, liefert wertvolle Informationen über das Alter der Bäume und vergangene Umweltbedingungen. Die Ökophysiologie kombiniert Ökologie und Physiologie, um zu verstehen, wie Umweltfaktoren das Wachstum, die Fortpflanzung, das Überleben und das Verhalten eines Organismus beeinflussen.
Die von Professor Peters und seinem Team gewonnenen Erkenntnisse sind essentiell für fundierte Entscheidungen im Waldmanagement und die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen zur Erhöhung der Waldresilienz gegenüber dem Klimawandel.
Was fasziniert Richard L. Peters besonders an seinem Fachgebiet?
„Ich bin besonders fasziniert von den komplexen Beziehungen zwischen Wäldern und dem Klimasystem der Erde. Auch wenn Bäume wie statische Elemente im Wald erscheinen mögen, beeinflusst die Umwelt ihre subtilen Bewegungen erheblich. Diese winzigen Bewegungen, insbesondere in ihren Stämmen, können viele Informationen offenbaren, etwa ob ein Baum unter Trockenstress leidet oder ob er Holz produzieren kann. Letzteres ist besonders wichtig, da Holz eines der vielseitigsten Rohmaterialien ist, die der Menschheit zur Verfügung stehen“, berichtet Professor Peters.
Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf „der Sammlung und Analyse von Schrumpfungs- und Quellungssignalen des Baumstamms auf Mikrometerebene mit modernster Sensortechnologie. Diese Daten liefern einzigartige Einblicke in die Trockenresistenz verschiedener Baumarten und eröffnen neue Perspektiven auf Wachstumsmechanismen. Diese Erkenntnisse sind entscheidend, um vorherzusagen, wie Bäume im Zuge des Klimawandels wachsen werden.“
Darüber hinaus haben die jüngsten Klimaänderungen viele spannende Fragen zur Zukunft der Holzbildung oder ‚Xylogenese‘ in unseren Wäldern aufgeworfen“, erklärt Professor Peters. „Wie wird die Holzbildung durch das Klima reguliert? Wie werden die jüngsten Dürreereignisse die Mechanismen des Baumwachstums beeinflussen? Und welche forstwirtschaftlichen Maßnahmen können die Auswirkungen des Klimawandels auf die Walderträge und das Überleben der Bäume effektiv abmildern? Diese Fragen stehen im Zentrum meiner Forschung und treiben meine Leidenschaft an, unsere Wälder zu verstehen und zu erhalten.“
Worauf freut sich der neue Professor bei seiner Arbeit am TUM Campus Freising?
Richard L. Peters studierte Biologie an der Universität Utrecht. „Nach meiner Promotion mit Auszeichnung am Schweizerischen Institut für Wald-, Schnee- und Landschaftsforschung (WSL) und drei Jahren postdoktoraler Forschung an Institutionen wie der Universität Gent übernahm ich die Rolle des wissenschaftlichen Koordinators für die Forschungsinfrastruktur des Swiss Canopy Crane II an der Universität Basel, wo ich mich auf die Untersuchung und Lehre von artspezifischen Trockenstressreaktionen und Anpassungen konzentrierte“, erklärt er.
2024 kam er als außerordentlicher Professor an die TUM School of Life Sciences, wo er sich besonders darauf freut sein „Fachwissen in der Baumökophysiologie einzubringen, um forstwirtschaftliche Entscheidungsprozesse zu informieren und zu verbessern.“
„Am TUM Campus in Freising freue ich mich auf multidisziplinäre Forschung und Lehre. Gemeinsam mit Studierenden und Kollegen werden wir erforschen, wie Bäume wachsen und sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Durch die Integration von Waldinventardaten – die in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft erhoben werden – Baumringanalysen und fortschrittliche mechanistische Modellierung ist es unser Ziel, vorherzusagen, wie Wälder auf den Klimawandel und verschiedene Bewirtschaftungsmaßnahmen reagieren werden. Darüber hinaus ist es mir ein besonderes Anliegen, neuartige Technologien zur Verbesserung der Waldüberwachung zu entwickeln, darunter hochmoderne Sensoren, die wie ‚Smartwatches für Bäume‘ funktionieren und in Echtzeit Daten über die Gesundheit der Bäume liefern, um effektivere Forstmanagementstrategien zu unterstützen."