Auch wenn die "gute alte Zeit" romantisch klingt: Nüsse und Getreide konnten unsichtbare Schimmelpilze enthalten, Milchprodukte wurden schnell schlecht und waren wegen Hygienemängeln vielfach an der Verbreitung gefürchteter Krankheiten beteiligt, frisches Obst und Gemüse gab es nur in den Sommermonaten und bisweilen war Bier mikrobiologisch sauberer als Trinkwasser. Heute werden Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln permanent überwacht und Nahrungsmittel kommen in der Regel aus der Fabrik: Anstelle von althergebrachten handwerklichen Methoden, die die Vorstellung vieler Konsumenten noch immer prägen, werden bei der modernen Lebensmittelverarbeitung meist hochtechnisierte, effiziente Verfahren eingesetzt. Dieses Spannungsfeld beeinflusst die öffentliche Wahrnehmung der heute verfügbaren Lebensmittel maßgeblich.
Prof. Kulozik legt nach einem kurzen Abriss dieser Entwicklung dar, wie umfangreich die Werkzeugpalette der Lebensmittelprozesstechnik schon jetzt ist. Darüber hinaus stellt er vor, welche technischen Möglichkeiten sich künftig bieten: Sein Team entwickelt u.a. Verfahren zur Minimierung von Nährstoffverlusten sowie zum Energie- und Wassersparen bei der Nahrungsmittelerzeugung. Aber auch eine gezielte Strukturierung von Lebensmitteln wird künftig möglich, um Essen zu erzeugen, das dem Verbraucher besonders gut schmeckt.
Vortragstermin:
Dienstag, 15.05.2018, 19.00 Uhr
im Lindenkeller Freising (Veitsmüllerweg 2)
Über den Referenten:
Nach seinem Studium der Lebensmitteltechnologie an der TUM promovierte Prof. Dr.-Ing. Ulrich Kulozik 1986 im Fach Membrantrenntechnik und habilitierte 1991 im Fachgebiet Lebensmittel- und Bioverfahrenstechnik, beides ebenfalls am TUM-Campus Weihenstephan. Anschließend war er bis 1999 in München bei Kraft Foods auf verschiedenen Positionen im Bereich Research & Development tätig. Während dieser Zeit blieb er der TUM über einen Lehrauftrag für Biotechnologie verbunden, einen 1998 ergangenen Ruf an die Universität Stuttgart-Hohenheim lehnte er ab. Seit seiner Berufung an die TUM 2000 leitet Prof. Kulozik den Lehrstuhl für Lebensmittel- und Bio-Prozesstechnik sowie den Bereich Technologie am ZIEL Institute for Food & Health.
Prof. Kulozik beschäftigt sich in großer Breite mit der Untersuchung von prozesstechnisch ausgelösten Veränderungen bei der Verarbeitung meist leicht verderblicher Nahrungsmittelrohstoffe zu sicheren, haltbaren und in Form und Struktur veränderten Lebensmitteln. Er unterhält Forschungskooperationen mit Universitäten in Chile, USA, Finnland und Dänemark und ist in vielen internationalen Netzwerken aktiv.