Das Lebensmittelangebot ist heute nahezu unüberschaubar groß und überall im Alltag präsent. Der größte Teil des Sortiments besteht aus hochprozessierten, energiedichten und häufig nährstoffarmen Lebensmitteln, die aber keinen großen Zubereitungsaufwand erfordern und bequem sind. Der Konsum solcher Produkte begünstigt allerdings nachweislich eine übermäßige Energiezufuhr bei häufig geringer Nährstoffdichte bzw. -qualität. Der aktuellen Lebensmittelkennzeichnung mangelt es zusätzlich an jeder Transparenz, so dass eine gesundheitsförderliche Wahl erschwert wird.
Vor diesem Hintergrund ist die derzeitige Ernährungsqualität in der Bevölkerung nicht befriedigend. Die deutsche Durchschnittskost enthält weiterhin zu viel tierische Produkte, zu viel Fett und Zucker, zu viel Salz, zu viel Alkohol und zu wenige Ballaststoffe. Die Folgen sind fatal: schlechte Ernährung ist der bedeutsamste Risikofaktor für die gesamte Krankheitslast der Bevölkerung. Begünstigt werden vor allem Übergewicht, Typ 2 Diabetes, viele Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen sowie Gelenkerkrankungen, um nur die wichtigsten zu nennen.
In den letzten Jahren zeichnet sich allerdings ein Trend zu einer gesundheitsbewussteren Ernährung ab, auf die vor allem viele junge Menschen zunehmend Wert legen. In diesem Kontext gibt es zahlreiche Ernährungstrends, die dieses Interesse am Thema Ernährung, aber auch andere Motive wie die Selbstdarstellung der Konsumenten bedienen wollen. Ein nüchterner und kritischer Blick auf diese Trends macht schnell deutlich, dass viele der Aussagen und Versprechen für mehr Gesundheit nicht haltbar sind bzw. an Betrug grenzen. Einige dieser Trends werden im Rahmen des Vortrages näher beleuchtet.
Ziel der Ernährungsindustrie sollte sein, tatsächlich gesündere Produkte herzustellen, einschließlich der vielen verzehrfertigen „Convenience“-Lebensmittel. Dazu gibt es viele erfolgversprechende Ansätze, auf die ebenfalls kurz eingegangen werden soll. Der Freisinger Ernährungscluster enable bemüht sich besonders darum, in Zusammenarbeit mit der Industrie und Start-ups gesündere und gleichzeitig schmackhafte Lebensmittel zu entwickeln und an die Bevölkerung zu kommunizieren, so dass die gesunde Wahl leichter fällt.
Vortragstermin:
Donnerstag, 11.04.2019, 19.00 Uhr
im Lindenkeller Freising (Veitsmüllerweg 2)
Über den Referenten:
Prof. Hauner (*1955) ist seit 2003 Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin mit Standorten am TUM-Klinikum rechts der Isar und am Wissenschaftszentrum Weihenstephan. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen auf der Erforschung von ernährungsmitbedingten chronischen Krankheiten wie Adipositas und Typ 2 Diabetes. Darüber hinaus beschäftigt er sich intensiv mit Ernährung in der Schwangerschaft und fötaler Programmierung, funktioneller Genomik von Risikogenen für Adipositas und Typ 2 Diabetes sowie der Entwicklung neuer Ernährungskonzepte.
Prof. Hauner studierte Humanmedizin an der Universität Regensburg und der TU München. Nach seiner wissenschaftlichen Ausbildung am Lehrstuhl für Biochemie, Mikrobiologie und Genetik der Universität Regensburg verfolgte er an der Universität Ulm eine klinische Weiterbildung zum Internisten mit dem Schwerpunkt Endokrinologie/Diabetologie. Anschließend war er als leitender Oberarzt in der Klinischen Abteilung des Deutschen Diabetes Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf tätig. 2003 wurde er auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Ernährungsmedizin an der TUM berufen. Prof. Hauner ist Mitglied der Leopoldina (seit 2003) und Sprecher des vom BMBF geförderten Kompetenznetzes Adipositas (seit 2008).