In unserem Alltag genießen wir eine große Vielfalt von Lebensmitteln, die eines gemeinsam haben: Sie sind Energielieferanten für unseren Stoffwechsel. Als warmblütiges „endothermes“ Säugetier hat der Mensch einen sehr hohen Energieumsatz. Den größten Teil der täglich aufgenommenen Energie geben wir daher als Wärme an die Umgebung ab, vor allem für den Ruheumsatz. Überschüsse speichern wir in den Fettgeweben. Doch nicht jedes Fettgewebe ist gleich – weiße, beige oder braune Fettzellen haben verschiedene Funktionen und wirken sich unterschiedlich auf unsere Gesundheit aus.
Die Fettzellen im Körper des Menschen – auch Adipocyten genannt – haben erstaunliche Fähigkeiten. Sie sind enorm flexibel in ihrer Speicherkapazität und können sich wie keine andere Körperzelle um ein Vielfaches ausdehnen. Adipocyten sind aber nicht nur ein Energiespeicher für knappe Zeiten, sondern geben zahlreiche Hormone ins Blut ab, die über das Gehirn und andere Organe unseren Stoffwechsel und unser Gefühl für Hunger und Sättigung regulieren.
Doch Fettgewebe ist nicht gleich Fettgewebe. Besonders die Expansion des im Bauch befindlichen Fettgewebes ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Während die meisten Fettzellen, sogenannte „Weiße Adipocyten“, selbst wenig Energie benötigen, gibt es auf Wärmebildung spezialisierte „Braune und Beige Adipocyten“, die einen extrem hohen Energieumsatz haben. In kleinen Säugetieren, Winterschläfern und Neugeborenen dient das Braune Fettgewebe wie eine eingebaute Heizjacke der Wärmebildung. Neue bildgebende Verfahren in der klinischen Diagnostik ergaben, dass dieses Heizorgan auch bei erwachsenen Menschen noch aktiv sein kann. Bei Kälte, aber auch nach der Nahrungsaufnahme wird es aktiviert.
Viele Fragen sind aber bis heute ungeklärt. Wieviel Braunes Fett haben wir wirklich und wozu dient es? Welchen Beitrag kann das Braune und Beige Fett zu unserem Energieverbrauch leisten? Wie funktioniert die Heizung in Braunen und Beigen Fettzellen? Warum wird diese Heizung nach dem Essen angekurbelt? Gibt es bestimmte Lebensmittel, die das Braune Fett besonders aktivieren? Und warum ist das Braune Fett bei Menschen mit Adipositas und Diabetes gestört?
Vortragstermin:
Dienstag, 10.12.2019, 19.00 Uhr
im Lindenkeller Freising (Veitsmüllerweg 2)
Über den Referenten:
Prof. Klingenspor (*1961) forscht mit seinem Team an den Mechanismen der Stoffwechselregulation mit dem Ziel, Einflüsse der Ernährung auf den Energiehaushalt, also die Balance zwischen Nahrungsaufnahme und Energieverbrauch, zu identifizieren. Im Zentrum der Forschungsarbeiten stehen Untersuchungen zur Regulation der Effizienz der Energieumwandlung in den Mitochondrien als den Kraftwerken eukaryotischer Zellen. Sein Team kooperiert mit Wissenschaftlern aus Finnland, Frankreich und Nordamerika. Die Forschung wird von der Else Kröner-Fresenius Stiftung, der Deutschen Forschungs-gemeinschaft, und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Nach dem Studium der Biologie promovierte er an der Philipps-Universität Marburg. Mit einem Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) ging er in das Laboratorium von Prof. Karen Reue am West Los Angeles VA Medical Center (USA). Nach seiner Rückkehr an die Uni Marburg habilitierte er in Zoologie und Tierphysiologie und übernahm die Vertretung der Professur für Tierphysiologie. Im Jahr 2007 folgte er dem Ruf der TUM auf die Professur für Molekulare Ernährungsmedizin. Er ist Gutachter für nationale und internationale Forschungsorganisationen und Mitherausgeber des Journal of Comparative Physiology B, Obesity Facts, Physiological Reviews und Scientific Reports.
Über die Reihe:
Stadt Freising und Technische Universität München haben Ende 2017 unter großem Publikumsinteresse die Reihe „TUM@Freising – Wissenschaft erklärt für ALLE“ aus der Taufe gehoben. Seither bieten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Life-Science-Campus der TUM im Abstand von sechs bis acht Wochen unterhaltsam und allgemeinverständlich im Freisinger „Lindenkeller“ einen Einblick in ihre Forschung: So bringt TUM@Freising die Wissenschaft vom Campus direkt in die Stadt. Eine Diskussion nach jedem Vortrag ist ausdrücklich erwünscht: Junge Professorinnen und Professoren des WZW übernehmen die Moderation und laden zum Dialog ein.
Redaktion:
Susanne Neumann
TUM School of Life Sciences
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit