Eiweiße – auch Proteine genannt – kommen nicht nur im Ei vor. Vielmehr stellen sie eine große Klasse von Biomolekülen dar, die zu Abertausenden in jeder einzelnen Zelle aller Lebewesen der Erde vorkommen. Als Biokatalysatoren ermöglichen sie die effiziente Erzeugung von Energie, als Baumaterial geben sie Knochen Stärke und Elastizität und als Botenstoffe organisieren sie die Kommunikation zwischen Zellen, Organen und dem Gesamtorganismus. Kurz gesagt: sie steuern praktisch alle Lebensvorgänge von der Zeugung über das Wachstum und das Altern bis zum Tod des Menschen. In der Grundlagenforschung stellen sich dazu unendlich viele Fragen wie z.B. „welche Proteine gibt es eigentlich?“, „wo im Körper kommen sie vor?“, „in welchen Mengen?“ oder „wie aktiv sind sie dort?“.
Fehler in Eiweißmolekülen oder ihrem Zusammenspiel können zu schweren Krankheiten wie Demenz, Krebs, Rheuma oder Diabetes führen. Viele diagnostische Tests messen daher Proteine, und die allermeisten Medikamente wirken auf Proteine ein – Schmerzmittel auf Rezeptoren im Gehirn, Blutdrucksenker auf die Cholesterinproduktion in der Leber oder Antikörper auf Botenprotein im Blut. Aber wie genau funktionieren diese Medikamente? Welche Nebenwirkungen können entstehen? Oder kann man bestehende Medikamente für neue Anwendungen einsetzen?
Antworten auf diese oder ähnliche Fragen zu finden ist das Ziel der Forschung von Prof. Küster und seinem Team aus Biologen, Medizinern, Chemikern und Informatikern.
Vortragstermin:
Dienstag, 24.09.2019, 19.00 Uhr
im Lindenkeller Freising (Veitsmüllerweg 2)
Über den Referenten:
Prof. Küster (*1967) forscht auf dem Gebiet der chemischen und funktionellen Proteom-Analyse. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen, wie Proteine untereinander oder mit pharmazeutischen Wirkstoffen wechselwirken, welche molekularen Mechanismen bei Krebserkrankungen eine Rolle spielen und wie diese für individuelle Therapieansätze genutzt werden können. Technisch werden diese Forschungsgebiete durch chemische und biochemische Methoden sowie spektroskopische und bioinformatische Hochdurchsatzverfahren unterstützt.
Nach dem Chemiestudium (Universität zu Köln) wurde Prof. Küster an der University of Oxford im Fach Biochemie promoviert und war anschließend Postdoc in Heidelberg und in Odense, Dänemark. Vor seiner Tätigkeit als Ordinarius an der TUM war er bis 2007 Vizepräsident der Biotechnologiefirma Cellzome AG in Heidelberg. Seine Forschung wird u. a. durch den Exzellenzcluster CIPSM (Center for Integrated Protein Science Munich), das DKTK (Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung) und die pharmazeutische Industrie gefördert. Prof. Küster ist Gründer der Biotech Firma OmicScouts GmbH.