Auf unserem Planeten gibt es einen reichen Schatz an Pflanzenarten, den wir erschließen können - sei es zur Verwendung als Nahrungsmittel, als Heil- und Gewürzpflanzen, als Zierpflanzen oder als nachwachsende Rohstoffe. Für die Ernährung der Weltbevölkerung stehen circa 300.000 essbare Pflanzenarten zur Verfügung, wovon wir aber nur einen Bruchteil konsumieren. Drei Nutzpflanzen, Reis, Weizen und Mais, ernähren die Hälfte der Weltbevölkerung. Diese Getreidearten liefern hohe Erträge und machen satt. Sie sind reich an Stärke und Kohlehydraten und damit effiziente Kalorienlieferanten. In manchen Ländern sind sie für die Ärmsten aber oft das einzige Nahrungsmittel. Da einige Getreidearten - wie Reis - kaum Vitamine und Mineralstoffe enthalten, entstehen Mangelernährung und dadurch ausgelöste Krankheiten.
Förderung von vernachlässigten Pflanzenarten für mehr Ernährungsvielfalt
Um einseitiger Ernährung vorzubeugen und um die Biodiversität auf den Äckern zu erhöhen, können weitere Pflanzenarten erschlossen werden. Dabei sind zum einen Spezialkulturen interessant, zum anderen aber auch Arten die bisher nicht in Kultur genommen wurden. Bei diesen fehlt bisher das Wissen über Anbautechniken und genetische Ressourcen für die Züchtung. Solche wilden Pflanzenarten haben oft große lokale Bedeutung und sind an regionale Klimabedingung ausgezeichnet angepasst, werden aber in der Forschungs- und Züchtungsarbeit vernachlässigt, da ausreichend große, globale Absatzmärkte fehlen.
Domestizierung neuer Arten kann Kulturpflanzenspektrum erweitern
„Die pflanzenwissenschaftliche Forschung kann zur Domestizierung und Inkulturnahme wilder Pflanzenarten beitragen, indem sie Wissen schafft, das zur züchterischen Verbesserung wichtiger Merkmale benötigt wird“, erklärt Prof. Brigitte Poppenberger, Leiterin der Professur für Biotechnologie gartenbaulicher Kulturen an der TUM School of Life Sciences.
Auch Erkenntnisse über Kulturansprüche können von zentraler Wichtigkeit sein, um ein Etablieren von Anbautechniken zu ermöglichen. Ein Fokus der Arbeitsgruppe von Prof. Poppenberger liegt dabei auf dem Streckungswachstum und der Stressresistenz von Pflanzen. Die Bildung von Sekundärmetaboliten, welche die Nahrungsmittelqualität beeinflussen und Mechanismen der Samenverbreitung sind weitere Forschungsinteressen der Gruppe.
Über die Referentin
Brigitte Poppenberger studierte an der Universität für Bodenkultur in Wien, im Studienzweig Gartenbau, Landwirtschaft und promovierte dort 2003 zum Thema Molekularer Mechanismen der Mykotoxinresistenz von Pflanzen. Nach einem 3-jährigen Forschungsaufenthalt an der University of York in England, gründete sie an den Max Perutz Laboratories der Universität Wien ihre eigene Forschungsgruppe. Im Oktober 2011 wurde Prof. Poppenberger an die TUM berufen, wo sie das Fachgebiet Biotechnologie gartenbaulicher Kulturen aufbaute. Die Professur nutzt biowissenschaftliche Methodik, um grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse zur Wachstums- und Entwicklungsregulation, sowie zur Stresstoleranz von Pflanzen zu gewinnen. Resistenzen von Pflanzen gegen Temperaturextreme, wie Hitze und Frost, sowie gegen mikrobielle Krankheitserreger, stehen dabei im Zentrum des Forschungsinteresses; geforscht wird mit Modelsystemen wie der Ackerschmalwand Arabidopsis thaliana, sowie mit Kulturpflanzen wie Tomate und Sonnenblume. Außerdem engagieren sich die Arbeitsgruppe für die wissenschaftliche und züchterische Erschließung von verwaisten Kulturpflanzenarten mit hohem Zukunftspotenzial für Subsahara Afrika und andere Regionen mit harschen Klimabedingungen.
Weiterführende Links:
https://www1.ls.tum.de/bgk/willkommen/
Redaktion:
Susanne Neumann
TUM School of Life Sciences
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kontakt:
Prof. Dr. Brigitte Poppenberger
Professur Biotechnologie gartenbaulicher Kulturen
TUM School of Life Sciences
Liesel-Beckmann-Str. 1
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Tel.: +49 8161 71 2401
brigitte.poppenberger(at)tum.de